TERRORismenAm 22. Juli legt ein junger Mann eine Bombe im Regierungsviertel. Wenige Stunden später erschießt er Jugendliche im Sommercamp der regierenden Partei. 77 Tote. In einem Manifest erklärt er die Beweggründe seiner Taten. OSLO 2011. | Eine 35-jährige Frau geht nach der Vorbereitung des Essens für ihre Familie hinaus, um Reis zu holen. Als sie drei Tage später nachts zurückkommt, ist ihr Haar weiß geworden. HAIFA 2012. | „Oley Hagardum“ warfen Bomben auf Busse und Hotels, brachen in Gefängnisse ein um Mitglieder des Untergrunds zu befreien, entführten britische Unteroffiziere um sie anschließend im Wald zu erhängen, wurden gefangen und nach einem Prozess exekutiert. TEL AVIV 1948. Heute sind Straßen nach ihnen benannt. Museen verewigten ihre Taten. | Gavrilo Princip war siebzehn Jahre alt, als er am 28. Juni den Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sofia ermordete. Er war Dichter. Er war jugoslawischer Nationalist. Er verstarb qualvoll. Der Erste Weltkrieg begann. SARAJEVO 1914. | NEW YORK 2001. Über Weihnachten, zwischen den Jahren, waren in überlangen Nächten die Gespenster der am Elften September in Ground Zero zu Nichts verdampften Existenzen ans Licht gestiegen, weltweit, in die Köpfe, die Hirne der Menschen hinein. Der Gedanke "Rache" hatte plötzlich unabweisbar Plausibilität, schrieb Rainald Goetz in seinem Roman. Wir leben noch immer inmitten dieser (und neuer) Gespenster. Theater aus Oslo, Stuttgart, Belgrad, Tel Aviv, Haifa und London nähern sich ihren TERRORismen. Von unterschiedlichen Standpunkten aus. Auf Unterschiedliches schauend, das heute auf ähnliche Weise unsere Gesellschaften bestimmt. Mit neuen Texten, die in den Partnertheatern inszeniert, zwischen ihnen ausgetauscht und am Ende zu einem Festival zusammengeführt werden. Die Arbeit wird eröffnet und abgeschlossen durch zwei wissenschaftlich-künstlerische Konferenzen zum Thema TERRORismen, begleitet durch Arbeitstreffen der Künstler und dokumentiert durch zwei Publikationen.